Gesunden Abstand nehmen

Vorige Woche war mein Mann Rupert alleine mit dem Wohnmobil eine Woche unterwegs. Er traf sich mit meinen Brüdern, die mit ihren „heißen Eisen“ (Motorrädern) unterwegs waren, um ein paar Tage „Männerauszeit“ zu genießen. Für mich war es schön, ihn so entspannt alleine privat wegfahren zu sehen. Privat deswegen, weil Rupert in seinem Berufsleben immer viel und weltweit unterwegs war. Nun ist er schon in der Pension und es war auch für mich eine sehr große Umstellung, den Partner ständig in der Nähe zu haben.

Ganz klar möchte ich betonen, ich liebe ihn sehr, mittlerweile sind wir ja schon fünfundvierzig Jahre verheiratet, und ich weiß, es ist ein großes Geschenk und keine Selbstverständlichkeit. Auch wir hatten und haben noch immer unsere Höhen und Tiefen, doch unser gemeinsames Leben war dadurch auch immer sehr lebendig.

Das viele Alleinsein, als unsere Kinder noch klein waren, hat mich oft ganz schön gefordert, doch wie ich viel später erkannt habe, hatte es auch Vorteile. Durch den körperlichen Abstand, war ich gefordert selbständig zu handeln und allein Entscheidungen treffen zu müssen. Es hat mich wachsen lassen, denn ganz ehrlich, es ist doch manchmal echt leichter, Situationen und Herausforderungen, die nicht gerade angenehm sind, dem Partner zu überlassen.

Als es dann so weit war, dass Rupert in Pension ging, hatte ich mich schon sehr gefreut, doch auch Gedanken der Unsicherheit machten sich breit:

  • Was ist, wenn er klammert?
  • Wie werde ich darauf reagieren?
  • Muss ich jetzt immer da sein und wie geht mein eigenes Leben weiter?
  • Habe ich noch genügend „Luft“, um frei atmen zu können?

Wir haben es super geschafft und dabei war oft die „gesunde Distanz“, wie ich es gerne nenne, sehr wichtig. Erst durch einen Abstand und einen Schritt zurück war es uns beiden möglich, Herausforderungen genauer zu betrachten. Dadurch haben wir gelernt, nicht jedes Wort des anderen auf die „Goldwaage“ zu legen. Zeit und Möglichkeit zu haben, um erkennen zu können, was daran mein Teil ist, und dann dafür Verantwortung zu übernehmen.  Da erinnere ich mich oft an unsere Lebensregeln von NFK:

 Nichts ist so, wie es scheint und

Das Nichts beinhaltet alle Möglichkeiten. 

Im Nichts (Abstand, Zwischenraum) kann viel Neues entstehen und erst dadurch besteht die Möglichkeit, einen Richtungswechsel vorzunehmen.

Es muss ja nicht unbedingt der Partner sein, von dem ich mir Abstand nehmen sollte. Es kann auch ein Freund, Arbeitskollege, Elternteil, die eigenen Kinder und vieles mehr sein.

Ich denke, es gibt da viele Möglichkeiten und Situationen in unserem Leben, die manchmal Abstand brauchen. Das Schöne dabei ist: Wir können dann wieder klarer und entspannter Dinge betrachten und dadurch entschärfen.

Meine Fragen nun an Dich:

  • Wo und von wem brauchst Du im Moment Abstand?
  • Wo und von wem fühlst Du Dich gerade eingeengt?
  • Wem kannst Du gerade Abstand von Dir gönnen?
  • Könnte es nicht auch Deine Arbeit (Haushalt) sein, die (der) mal eine Pause vertragen könnte?

Ich bin überzeugt, dass Dir, wenn Du nicht lange nachdenkst, sondern ganz spontan antworten müsstest, einiges dazu einfallen würde.

Nimm Dir heute Zeit und gönne Dir genügend ABSTAND zum restlichen Tag, um einmal so richtig tief durchatmen und den Tag dann genießen zu können……..

Eure Elisabeth, die immer mittwochs dran ist.