Die Würde und die Liebe haben uns gestern begleitet…

Gestern haben wir uns alle von Rupert verabschiedet. Sein Begräbnis war ein „Erhebnis“. Ein Fest der Liebe und der Würde. Seine Familie hat mir/uns gestern gezeigt was Wertschätzung, Liebe und vor allem Würde ist. Für mich war keine „schwere Energie“ spürbar. Eine Energie, die ich bis jetzt auf allen Begräbnissen erlebt habe. Eine Schwere, die für mich sozusagen zu Begräbnissen dazugehört. Manches Mal ist sie mehr und manchesmal weniger zu spüren. Wenn viele Menschen trauern, dann ist das auch verständlich, dass es sich schwer anfühlt. Gestern konnte sich dieser „Glaubenssatz“ für mich transformieren. Das BEGRÄBNIS wurde gestern für mich zum ERHEBNIS.

Begräbnis = begraben…..

Ich habe in meinem Leben schon unzählige Begräbnisse erlebt. Schon als Kind war ich bei jedem Begräbnis durch die Musikkapelle dabei. Ganz genau habe ich beobachtet, was die Menschen tun und wie sie es tun. Als Musikerin hatte ich den nötigen emotionalen Abstand und konnte ungehindert beobachten und lernen. Von der „Nachtwache“ über das Begräbnis selber bis zum Totenmahl. Auf unterschiedlichste Art und Weise begleiten Menschen ihre Liebsten auf diesem letzten Weg. Manche Begräbnisse sind kalt und unpersönlich, manche dramatisch, mache unkoordiniert und lieblos. Manche sind berührend, liebevoll und wertschätzend. Und einige waren wie ein Kabarett. Einige Male war ich nicht die Musikerin und Beobachterin, sondern selber hautnah dabei. Bei meinem Vater, bei meinen Großeltern und bei meinem Kind.

Muss das sein? Ein Fest der Liebe und der Würde

Als mein Vater verstarb war ich 28 Jahre alt und am liebsten wäre mir gewesen, wenn wir das Begräbnis einfach absagen. Ich konnte diesem ganzen Brauchtum und der Abfolge in meinem Schmerz nichts mehr abgewinnen. Erst beim Begräbnis meiner Tochter konnte ich hautnah spüren wie wichtig dieser Prozess ist. Durch das Organisiseren, das Gestalten des Tages, durch jede einzelne Frage, begriff ich als Mensch jede Minute mehr, dass eine große Veränderung passiert. Ich brauchte meine ganzen SINNE um das was ist, annehmen und in mein Leben integrieren zu können. Es war wichtig zu SEHEN, dass der Sarg „in die Erde“ kommt. Jedes Wort das gesagt wurde und das ich HÖREN konnte, war essentiell. Ich konnte intensiv RIECHEN (den Weihrauch) und SCHMECKEN (Semmelkren) an diesem Tag. Und meine INTUITION und mein FÜHLEN konnte alles aufnehmen, was für mich in diesem Moment wichtig war. Ich weiß heute noch wer an diesem Tag da war und wie sich jede einzelne Begegnung angefühlt hat.

Der Ein-druck der bleibt

Gestern erlebte ich einen Tag der mich nachhaltig prägt. Ich erlebte, dass ein Mensch nicht eingegraben wurde, sondern erhoben wurde. Natürlich wurde die Urne von Rupert in die Erde gegeben. Gleichzeitig hat sich seine Energie, sein Bewusstsein erhoben und das ist für mich gestern geblieben. Ja – ich bin traurig. Ich bin traurig, weil er nicht mehr in dieser Form DA IST wie ich es gewohnt bin. Und ich bin glücklich. Glücklich darüber, dass ich Rupert in meinem Herzen spüre und das ich ganz viele Lebensmöglichkeiten von ihm gelernt habe.

Das Feld

Gestern war auch das Feld, unser NFK Feld stark und kräftig spürbar. Einige waren in der Kirche anwesend, manche vor der Kirche und am Friedhof. Und der Rest zu Hause als Eckpfeiler für das so starke Liebesfeld. Ich getraue mich zu sagen, dass wir es alle gespürt haben. Und dieses Feld trägt, stärkt und erhebt unsere Energie. Ich vermute, dass uns, und vor allem mir, noch nicht in der vollen Größe bewusst ist, was für ein großes Geschenk das ist.

Ich verneige mich

In diesem Sinne verneige ich mich vor Rupert und seiner gesamten Familie. Größe, Kraft, Zusammenhalt, Kreativität, Mut, Ausdauer, Wertschätzung, Liebe, Würde und Gastfreundschaft. Das alles habe ich von und in dieser Familie erlebt und erfahren. Ein großes DANKE für alles!

Ursula Waldl für die NFK Familie