…das immer währende Spiel des Lebens…. und wir mitten drin :-)

Meine Eltern kommen aus einer „anderen Zeit“. Aus einer Zeit der Entbehrungen, der Disziplin, des Krieges, der Gehorsamkeit und des Pflichtbewusstseins. Es ging vorrangig ums „Überleben“.

Menschen sprach man mit respektvollem „Sie“ an – es wurden noch Briefe geschrieben und die Benutzung des Fernsehers – so es ihn schon gab – war an eingeschränkte Sendezeiten gebunden….Telefonieren war etwas Besonderes und die dazu notwendigen Apparate hatten im Haus einen fixen Platz. Für das „Miteinander Reden“ hatte man noch Zeit….

Dann kam „meine Generation“. Mit uns fuhr man bereits auf Urlaub, wir benutzten noch immer das „Sie“ als Anrede – wir wurden pflichtbewusst und Obrigkeitshörig erzogen. In unseren Kleiderschränken gab es das „Sonntagsgewand“, das „Schulgewand“ und das zum Spielen. :-) Von Jahr zu Jahr wurde die „Arbeit“ gegenüber der „Freizeit“ wichtiger, die Eltern hatten nicht mehr so viel Zeit für ihre Kinder. „Stress“ & “Zeitmangel“ wurden langsam fixer Teil des Grundwortschatzes.

Als dann schließlich die Auswirkungen der 70er Jahre und die damit einhergehenden „Lockerungen“ auch uns erreichten, begannen sich die „Regeln“ zu verändern. Unser Tätigkeitsradius wurde größer… mit Rucksack trampten wir durch Europa und waren dabei oft wochenlang nicht erreichbar. Handy gab es noch nicht! :-) Wir erlebten andere Kulturen, erweiterten unseren Horizont, lernten uns selbst kennen und kamen verändert wieder nach Hause….Wir fuhren mit dem Auto – ohne Handy und Navigationsgerät – und wir kamen überall an!! Wir schrieben noch immer Briefe und wussten um die Handhabung von Landkarten! Es gab noch immer sehr viele „Gehörtsich’s“ und „Tutman’s“… solche, die aus der eigenen Familienethik heraus entstanden, weniger von Gesetz her. „Man grüßt Menschen auf der Straße!“ „Man singt in der Kirche laut mit!“ „Man schimpft nicht über Lehrer!“ und und und….. Mittlerweile ging es ums „Leben“, nicht mehr direkt ums Überleben. Und es ging noch immer um den „echten Kontakt“ – Internet war noch etwas sehr „Fremdes“ und Ungenütztes….

Ja und langsam wurde die nächste Generation geboren. Unsere Kinder rüttelten unermüdlich am System und an den gesellschaftlichen Regeln. Alles wurde offener. Die Handys wurden für jeden Menschen leistbar, Filme konnten rund um die Uhr angeschaut werden. Urlaube wurden zum Standard – die Briefe und Postkarten sind vom Aussterben bedroht. Höflichkeitsregeln wirken verstaubt und Zeit & Geld rücken in den Mittelpunkt des Geschehens. Das Wertebewusstsein hat sich verändert wie auch die Rolle des Menschen in der Gesellschaft. Alles wird schneller, kurzweiliger und „onliniger“. Es geht ums ständige „Erleben“! Wir sind rund um die Uhr „verbunden“ und verlieren immer mehr die Verbindung zueinander…..

Die Zeit vergeht immer schneller und schon ist eine neue Generation auf dem Weg zu uns! Die neuen Kinder, die ihre Freiheit einfordern, ihre Selbst-Bestimmung leben und allen vorangegangenen Generationen völlig neue Regeln aufzeigen.

Kommunikation wird zum Kern des Lebens. Digitale Kommunikation versus verbale Kommunikation. Man trifft sich „im Netz“ und ist ständig erreichbar – ständig online und doch droht das direkte Miteinander in Vergessenheit zu geraten….

Diese neue Generation teilt sich – in 2 Welten. Kinder, die nichts mehr wahrnehmen und sich „in der Vernetzung“ und in Scheinwelten verlieren und Kinder, die „mehr wahrnehmen“ und eine Brücke zu neuen Welten bauen. Kinder, die das Wissen der Ahnen in sich tragen, die Natur ehren und für die Wertschätzung & Respekt allen Lebewesen gegenüber natürliche Werte sind. Kinder, die uns zu neuen – noch nicht vorstellbaren – gesellschaftlichen Normen begleiten können..

Werden wir den Mut haben mit zu gehen?

Was ist dabei die Rolle der vorigen Generationen? Passen wir uns an oder stellen wir unsere Erfahrungen und unser Wissen zur Verfügung? Leben wir Grundwerte wie „Miteinander Reden“, “höfliche Wertschätzung“, „Gehen statt Laufen“, „Innehalten & Spüren“, „Zeit füreinander“? WAS ist unser Job dabei?

Sind wir bereit auch von den Kindern zu lernen?

Sind wir gemeinsam fähig für Mutation?

Wie geht es dir damit an diesem Sonntag? Welcher Generation fühlst du dich zugehörig? Bist du dir der Werte deiner Generation bewusst und gibst du sie weiter? Bist DU bereit für ein gemeinsames „Weiter“?

Damit wünsch ich dir einen wunderschönen Altweiber-Herbstsonntag– deine Sonntagsfrau Ursula Elisabeth