Reine Handarbeit

Letzte Woche Dienstag habe ich über mein Hobby, das Stricken, geschrieben und meine Herangehensweise dabei. Letzten Sommer fiel mir dazu zufällig ein Buch über die Geschichte des Strickens in die Hände. Ich dachte immer, jeder darf stricken, wenn und was er möchte, doch geschichtlich gesehen war das wohl nicht immer so. Damit ihr das Buch nicht auch lesen müsst, habe ich euch ein paar Punkte daraus  zusammengefasst.

Man weiß nicht genau, wann zum ersten Mal mit zwei Nadeln und einem Faden die ersten Maschen gestrickt wurden, eben so wenig weiß man, wo das geschah – es könnten aber die Kreuzritter im Nahen Osten erlernt haben und mit nach Europa gebracht haben. Die Verbreitung des Strickens, egal, auf welchen geographischen Wegen das geschah, hatte auf jeden Fall mit der Begegnung von Menschen zu tun, die miteinander in Kontakt kamen und die gewillt waren, etwas miteinander zu teilen oder sich auszutauschen.

Ende des 15. Jahrhunderts war Stricken in Europa ein Zunftberuf, und er durfte nur von Männern ausgeführt werden. Für Männer in Kniehosen wurden enganliegende Seidenstrümpfe gestrickt.

Stricken war auch später für Männer eine übliche Art des Geldverdienens. So haben sich Lehrer und Soldaten ihr Einkommen aufgebessert, in dem sie Strümpfe strickten und flickten.

Nur adelige Frauen durften für ihren Eigengebrauch stricken.

Um etwas für ihr Seelenheil zu tun, wurde die weibliche Landbevölkerung von Nonnen in Stricken unterrichtet. Die gefertigten Werke wurden ausschließlich für Kirchen und Klöster verwendet.

Bis zum 18. Jahrhundert wurde jede einzelne Stricknadel geschmiedet, erst als sie aus Draht gezogen werden konnten, wurden große Stückzahlen hergestellt. Aber erst noch viel später war es möglich, auch unterschiedliche Nadelgrößen herzustellen.

Ab dem späten 18. Jahrhundert sollte das Stricken das Leben von Frauen höchst unterschiedlich prägen.

In europäischen Salons brach eine regelrechte Handarbeitswut aus. Damen des Adels und des gehobenen Bürgertums begannen Deckchen, Babyhauben, Taschentuchumrahmungen und Spitzenkrägen zu stricken und zu häkeln.

Zur gleichen Zeit mussten Frauen in Nordeuropa in Heimarbeit Strümpfe, Handschuhe oder Spitzentücher stricken und bekamen dafür nur Hungerlöhne.

Erst als Männer ab dem 19. Jahrhundert statt Kniehosen und Strümpfen der Mode folgten und enganliegende lange Beinkleider anzogen, veränderte sich der Umgang mit den Stricknadeln. Das Handstricken verlor als Beruf an Bedeutung. Gleichzeitig wurde Maschinenstricken, also das Wirken, zu einem reinen Männerberuf.

Wurde im Ersten und Zweiten Weltkrieg noch aus einer Not heraus gestrickt – so war es danach ganz neu, dass Frauen für sich etwas Modernes strickten.

Coco Chanel entwarf bequeme Kleidung aus Baumwolljersey, und ihre Kollektionen katapultierten gestrickte Kleidung in die Haute Couture. Sie selbst ging sogar so weit, Herrenhosen zu tragen,  was für die damalige Zeit undenkbar und unerhört war. Bei den heutigen Preisen für Kleidung und den Luxuspreisen für Strickgarne ist es kaum vorstellbar, dass es früher billiger war, sich selber einen Pullover zu stricken, als einen zu kaufen.

Stricken ist heute wieder modern.

Es gibt viele prominente Frauen und auch Männer, die die entspannende Wirkung des Strickens für sich entdeckt haben.

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Trägst du gerne selbstgemachte Kleidung?

Wie fühlt es sich an, kreativ zu sein?

Deine Kerstin Rauchlechner