Besuch im Altenheim und was das mit Zuhören zu tun hat

Schon lange überfällig ist der Besuch bei meiner Oma im Altenheim …

Wochenlang schiebe ich es schon von mir her, treffe die Entscheidung nicht, einfach hinzufahren und schlechtes Gewissen das ich zulasse entsteht in mir.

Doch jetzt war es soweit, ich treffe die Entscheidung und fahre hin. Meine Oma schläft gerade wie ich ins Zimmer komme und ich setze mich auf einen Sessel und warte…komme zur Ruhe, entspanne mich.

Wie sie munter wird und mich anschaut mit riesengroßen Augen und volle Freude im Gesicht muss ich gleich weinen, weil das so echt und authentisch ist und es mich berührt.

Nach dem begrüßen und dem obligatorischen „Wie geht es dir?“, erzähle ich ihr davon was alles los ist bei mir, bei uns –achtsam und aufmerksam hört sie meinen Worten zu und wie immer wenn ich dann erzähle triggert etwas bei Ihr und dann fängt sie an zu erzählen.

Dieses Mal waren es die Pferde, ich erzähle ihr davon dass es mich so glücklich macht dass ich die Möglichkeit habe zu Reiten und was das macht mit mir und wir sehr ich mich darüber freue, und meine Oma kommt dann wie immer auf ganz alte Geschichten, weil da ist sie sehr gut darin.

Sie ist 89 Jahre alt, weiß oft nicht was gestern war aber das Langzeitgedächtnis funktioniert unglaublich gut.

Sie erzählt mir von den Pferden die sie damals gehabt haben wie sie Kind war und was sie ihr bedeutet haben und der Familie und welche sie auf der Flucht aus ihrem Land zurück lassen mussten. Alles haarklein bis ins kleinste Detail…alles weiß sie noch, manchmal muss sie sich wiederholen weil sie es selber nicht glauben kann.

Das fasziniert mich immer wieder. Immer wieder höre ich ihr gerne zu wenn sie von früher erzählt, von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen oder auch unbedeutenden Dingen weil ich einfach gerne zuhöre, ich mir immer was mitnehmen kann und was lerne und und und…

Das tut auch meiner Oma  gut, und ich bemerke auch immer dabei, weil es ja nicht nur schöne Geschichten sind, wie sie dabei verarbeitet und verwertet.

Ich bin mir sicher dass es ein Grund bei alten Menschen ist, dass sie die erlebten Dinge, vielleicht sogar traumatische Erlebnisse verarbeiten in dem sie darüber erzählen und das Langzeitgedächtnis daher so gut funktioniert. Deshalb ist es wirklich von großem Wert wenn alte Menschen die Möglichkeit haben sich mitzuteilen, und sie Menschen haben die ihnen auch wirklich zuhören.

Ich meine jetzt echtes zuhören

 

  • Voll bei meinem Gegenüber sein
  • Mit meiner ganzen Aufmerksamkeit
  • Mit allem was ich habe
  • Im JETZT bin
  • Im Blickfeld und Blickkontakt bin
  • Ich mich dafür interessiere
  • Mich begeistern lasse von dem was ist
  • Fragen dazu stelle
  • Zeit NEHME und GEBE
  • Den Zwischenraum auch ohne Worte aushalte
  • Wertfrei sein und nicht belehrend
  • Nichts davon zu meinem machen, und auf gar keinen Fall dem nächsten erzählen
  • Ein Sieb sein, so wie es Eli gestern beschrieben hat, ja das kann man auch sein wenn man echt zuhört und aufmerksam ist    

Es gibt noch viele Dinge die wir als guter Zuhörer beachten können. Vielleicht fällt dir auch noch etwas ein dazu.

Ich kopiere auch oft die Körperhaltung meines Gegenübers…dann kann ich noch besser in Resonanz gehen, oder wiederhole das Gesagte, da weiß mein Gegenüber auch das ich voll da bin und es hört auch was ich verstanden habe beim Zuhören. Oder ich sage wenn mein Gegenüber beginnt: „Warte bitte, ich bin noch nicht so weit, gib mir noch einen Moment.“

So viele Menschen glauben gute Zuhörer zu sein, ich kenne nicht viele echte gute Zuhörer, außer jeder NFKler natürlich :-), auch ich erlaube mir zu sagen ein guter Zuhörer zu sein und meinem Gegenüber zu zeigen was diesen Zuhörer auch ausmacht. Ich freue mich jedes Mal wenn ich wieder einen treffe, vielleicht auch Dich :-)

Ich erlebe beide Seiten tagtäglich da ich sozusagen in zwei Firmen tätig bin. In der einen gibt es nur gute Zuhörer in der anderen fast gar keine, weil andere Dinge im Vordergrund stehen – und es ist unglaublich zu sehen was es ausmacht und welche Auswirkungen das in einem Team und auf die Arbeit hat. Ich darf diese Polarität hier deutlich sehen und davon lernen.

Durch echtes Zuhören, entsteht eine Verbindung, eine gute Kommunikation, Verständigung . Durch zuhören, oder sogar aktives Zuhören entsteht so viel.

Ist dir schon mal aufgefallen wenn du wirklich zuhörst, zu was dein Gegenüber dann fähig ist dir mitzuteilen, was da alles rauskommt?

Was löst es aus bei meinem Gegenüber?

Mein Gegenüber fühlt sich

 

  • Angenommen
  • Wertgeschätzt
  • respektiert
  • Öffnet sich
  • Ist im Vertrauen
  • Ernst genommen

 

…und das ist doch wunderschön wenn ich das als Zuhörer auslösen kann.

Was macht einen guten Zuhörer für Dich aus?

Bist du einer?

Gibt es vielleicht einen Menschen für den du dir Zeit nehmen könntest zum Zuhören oder da sein?

Ich glaube schon…

Freue mich wenn du mir davon erzählst

Bis bald
Alles Liebe
Kerstin

P.S. …und als kleiner Tipp, wenn das Zuhören für dich anstrengend ist, dann massiere dir davor oder währenddessen mal deine Ohren von oben bis unten, und bemerke was sich verändert